Wer soll das bezahlen?
Diese Frage wird – wie ich finde ungerechterweise – immer dann gestellt, wenn es um die stationäre Pflege von Senioren geht.
Das AWO Sozialbarometer zeigt, dass 63% der befragten Bürger die Sorge haben, ihre Mittel könnten im Alter nicht ausreichen, um sich im Falle einer Pflegebedürftigkeit eine angemessene Versorgung zu leisten.
Aktuell eine unberechtigte Sorge, wenn es um den Finanzierungspfeiler der Pflegekassen geht: Die Zahlen des Bundesministeriums für Arbeit zeigen: der Staat hat im Jahr 2011 insgesamt rund 21,92 Milliarden Euro für Pflege ausgegeben. Dem stehen Einnahmen der Pflegekassen in Höhe von 22,24 Milliarden Euro gegenüber.
Sicherlich sind die Sorgenfalten auf der Stirn vieler Selbstzahler in der stationären Seniorenhilfe berechtigt. Aktuell werden wieder für viele Häuser die Pflegesätze neu verhandelt. Da könnte es durchaus zu Steigerungen von bis zu vier Prozent kommen, wenn die berechtigten Tariferhöhungen Niederschlag in den Pflegesätzen finden. Wenn dann ein Pflegeplatz in der Pflegestufe 3 im Einzelzimmer runde 4400 € kostet und mit „nur“ 1550 € von der Pflegekasse bezuschusst wird, bleiben immer noch 2900 €, die aus eigenen Mitteln wie Rente und Vermögen zu bestreiten sind.
Da sind sich die ‚Selbstzahler‘ einig: die Pflegekräfte müssen ordentlich bezahlt werden. Wenn tarifliche Erhöhungen automatisch zur Erhöhung der Zuschüsse der Pflegekassen führen würden, wäre das System gerechter. Zum einen ist die Last dann auf viele Schultern verteilt, zum anderen bringt die Gesellschaft zum Ausdruck, was ihr die Pflegebedürftigen Menschen, die nicht mehr zu Hause versorgt werden können noch Wert sind – eine Frage des Menschenbildes!
Fragen Sie mal die Politiker, die nun zum Wahlkampf durch die Lande reisen. Das könnte ein interessanter Ansatz zur Sozialpolitik sein.
Und noch eins, wenn die Pflege-, Bildungs-, und Erziehungsbranche eine Lobby wie die Banken hätte, wäre eigentlich klar, Zahlung kein Problem.
Machen Sie sich stark – auch um ihrer eigenen Zukunft im Alter willen.
Andreas Wedeking.