„Sehen im Alter“
Unter diesem Motto fand am Mittwoch, 17.04.2013 um 15.00 Uhr ein sehr informativer Vortrag von Herrn Dr. med. Joachim Reckels, Facharzt für Augenheilkunde aus Oelde, im Senziorenzentrum „Am Eichendorffpark“ statt.
Dies war eine gemeinsame Aktion des Netzwerk Oelde „Aktiv für Demenzkranke“.
„Können Sie Ihr Enkelkind noch sehen?“ – mit diesen Worten macht Herr Dr. Reckels aufmerksam, wie wichtig es gerade für ältere Menschen ist,
a) regelmäßig die Augen von einem Augenarzt überprüfen zu lassen, um
b) rechtzeitig eine entsprechende Diagnose stellen zu können, damit
c) Schlimmstes verhindert werden kann, und Sie auch noch lange Ihre Enkelkinder gut sehen können und diese nicht hinter einem grauen Schleier verschwinden ….
Das Erblindungsrisiko steigt vor allem bei älter werdenden Menschen deutlich und sprunghaft an (30%). Mit Eintritt in das Rentenalter – ab ca. 65 Jahren also – erblinden rund 24,7%, ab ca. 80 Jahren sind es bereits 41,3%.
Die drei häufigsten altersbedingten Augenkrankheiten sind:
1. AMD (Altersbedingte Makuladegeneration)
2. Der Graue Star
3. Diabetise Retinopathie (Zucker)
Für weitere Informationen steht Ihnen Herr Dr. Joachim Reckels gerne während seiner Praxiszeiten zur Verfügung: Geiststr. 7-11, 59302 Oelde, Tel.: 02522-3141
1. Altersbedingte Makuladegeneration – AMD
Herr Dr. Joachim Reckels zeigt zunächst einen Querschnitt des Auges. Die Makula ist die Stelle des schärfsten Sehens. Ist dort ein gelber Fleck ( 5 mm) erkennbar, handelt es sich um eine AMD. Die Fovea ist der Bereich, mit dem wir lesen.
Ursachen für eine AMD ist eine Stoffwechselstörung im Bereich der Netzhaut. Zu unterscheiden ist die AMD in zweierlei Bereichen:
Die feuchte AMD, die sehr aggressiv ist. Ein verzerrtes Sehen innerhalb eines kurzen Zeitraums ist oft die Folge. Hier spricht man dann auch vom ‚grauen Schleier‘, der einen umgibt. All dies führt natürlich zu einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität. Ca. 20% der an AMD erkrankten Menschen leiden unter dieser Form.
Bei der trockenen AMD hingegen wird die Sehschärfe weniger beeinträchtigt. Der Verlauf ist deutlich langsamer als bei der o.a. feuchten AMD. Ca. 80% leiden unter dieser Form.
Aufgrund der Bildung von Entzündungsherden (Drusen = gelbe Flecken) können die Nervenzellen nicht reagieren. Es bilden sich neue, minderwertige Blutgefäße, die keine Verbindung zwischen Lichtsensoren den Nerven haben.
Ursachen:
(bestätigt): Alter ı Geschlecht (mehr Frauen als Männer) ı Rauchen ı Drusen (irreguläre Pigmentierung)
(Forschung): Ernährung ı Licht ı Hautfarbe ı Genetik ı kardiovaskuläre Erkrankungen
Aufklärung und Früherkennung bei der AMD sind besonders wichtig. Nur ein Drittel der älteren Menschen haben überhaupt Kenntnis von der altersbedingten Krankheit – das Problem wird schlicht und einfach nicht erkannt. Ein wesentliches Merkmal ist u.a. auch, dass gerade Linien krumm erscheinen, Farben verblassen und das Zentrum des Gesichtsfeldes dunkler wird.
Als Selbsttest kann man mit dem gewohnten Leseabstand mit Brille den ‚Links-Rechts-Augentest‘ machen.
Behandlung:
Zunächst findet eine Anamnese durch den Arzt statt, gefolgt von einfachen Sehtests und einer Funduskopie (Kontrolle des Augenhintergrunds). Ein weiterer Schritt ist die Behandlung mithilfe eines Kontrastmittels.
Ohne Kontrastmittel: Mithilfe der ‚OCT-Methode‘ kann man die Drusen visualisieren, d.h., die Flüssigkeit ist sichtbar.
Trockene AMD:
– kaum Behandlungsmethoden
– gesunde Ernährung
– Nahrungsmittelergänzung (Lutein, Kupfer, Zink)
– Sonnenbrille mit UV- und Blaulichtfilter
Feuchte AMD:
– IVOM: Spritzen ins Augeninnere (bis max. 3,5 mm von der Bindehaut entfernt:
sehr genau, sehr schnell, sehr geringes Risiko. Die Spritze wird direkt ins Auge gesetzt, der Einstich wird direkt wieder geschlossen. In Deutschland wird dieses Verfahren im Rahmen einer OP durchgeführt.
– photodyn. Therapie per Laser (Gefäße verschließen sich wieder – Thrombose)
2. Der Graue Star
„Die OP infolge eines nicht rechtzeitig erkannten grauen Stars ist nicht so schlimm und folgenreich wie das Einsetzen einer Hüftprothese infolge eines Sturzes“ – schlussfolgert Herr Dr. Joachim Reckels.
Ursachen:
Alter ı Medikamente (Cortison) ı Trauma ı Schlag (weiße Linse lässt auf einen vorangegangen Schlag schließen) ı Entzündung (‚zipfelige Pupille‘ weist auf eine Entzündung hin
Behandlung:
„Setzte man früher eine Kontaktlinse ein – von vorne – hatte man Riesenpupillen. Diese Riesenbrillen waren auch nicht wirklich schön“, so Dr. Joachim Reckels.
„So gibt es heute eine ganze OP-Apparatur: Die neue Linse (Plastik) wird „mit einer Art Staubsauger“ in eine zuvor entsprechend ausgeformte ‚Tasche‘ eingesetzt, was dem Patienten eine ‚kleinere Optik‘ beschert. Außerdem gibt es weiche Linsen (Silikon), die flexibel sind und nur einen kleinen Schnitt am Auge erforderlich machen. Anschließend gibt’s ein Pflaster auf’s Auge und der Patient kann die alte Brille einfach wieder aufsetzen“, so Dr. Joachim Reckels. „Es besteht allerdings die Gefahr, dass ein neuer Star entstehen kann. Diesen kann man aber weglasern.“
3 Diabetise Retinopathie (Zucker)
Laser und IVOM (s.o.) schützen vor Sehverlust
Bei Diabetise Ritnopathie stellen sich folgende Fragen:
– Seit wann besteht die Diabetis?
– Güte der Blutzuckereinstellung
– Hypertonie (Bluthochdruck)
– Nieren
– Aneurysmen (Sichtbarmachung mit Kontrastmitteln)
– Gefäßneubildung ?
– Schwere der Schädigung: Im schweren Stadium nur noch Unterscheidung hell / dunkel möglich
Untersuchung:
– per Laser
– Herausnahme des Glaskörpers per OP. Dies ist nur im Frühstadium möglich.
(mithilfe einer Taschenlampe, Instrument zum Saugen u. Hinzufügen von Flüssigkeit)
– regelmäßige Kontrollen (alle 3-6 Monate)
– Wo befinden sich Ablagerungen? Welche Formen?
Es können zw. 2.000-3.000 Laserherde behandelt werden (pro Sitzung 300-500 Stk.)