Sybille Bullatschek begeistert in Stromberg Mitarbeiter aus den Seniorenheimen
Da hat Herr Kemmerer aber gelogen: Als er sich im Seniorenheim „Haus Sonnenuntergang“ mit seinem Nickname „Silberlocke 1918“ in einer Partnerschaftsbörse einloggt, gibt er an, erst 88 zu sein. „Aber Sie sind doch schon 94“, sagt die Pflegerin. „Ja,“ gibt der Heimbewohner zu. „Aber mit 94 habe ich bei den jungen Dingern doch keine Chance mehr.“ Realitätsnahe Szenen wie diese reiht die Kabarettistin Sybille Bullatschek zu einem unterhaltsamen Programm aneinander. Das führte sie jetzt für Mitarbeiter aus den Einrichtungen der Seniorenhilfe SMMP in Stromberg exklusiv auf.
Eingeladen hat sie der Heimleiter der Häuser Am Eichendorffpark in Stomberg und St. Josef in Wadersloh, Andreas Wedeking: „Das soll ein Dankeschön an unsere engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein.“ Nachdem man sich im Rahmen des Programms „Rückenwind – für die Berufe in der Sozialwirtschaft“ Qualitätsanalysen unterzogen, Mitarbeiter-Personalreports erstellt und Markenbotschafter-Seminare besucht habe, sei es an der Zeit gewesen, wieder etwas Unterhaltsames zu bieten.
Rückenwind mal anders
Andreas Wedeking hat gleich eine Veranstaltungsreihe daraus gemacht, die er unter die Überschrift „Rückenwind in der Sommerzeit“ stellt. Zusammen mit seinen Pflegedienstleitungen Astrid Thiele-Jerome und Fritz Wolk bietet er im September in den beiden Häusern auch noch einen Workshop mit einer Kunsttherapeutin und im Oktober eine Wohlfühlkosmetik zum Ausprobieren an.
Der Abend mit Sybille Bullatschek im Stromberger Hotel zur Post vor über 50 Pflege- und Verwaltungskräften und ihren Partnern war schon einmal ein voller Erfolg. Einige davon kamen auch aus dem St. Franziskus-Haus in Oelde und dem Haus Maria Regina in Diestedde.
Selbst kam die schwäbische Kabarettistin mit bürgerlichem Namen Ramona Schukraft mit dem Thema Pflege eher zufällig in Berührung, als sie für eine entsprechende Fernsehrolle gecastet wurde: „Anfangs waren alle skeptisch, ob man dazu Kabarett machen kann. Pflege ist ja mit vielen Vorurteilen behaftet. Aber ich mache es gerade deshalb: Denn dieser Beruf hat so viel Positives.“
Ähnlich wie Stewardess
Das greift sie auch in ihrem Programm immer wieder auf. Früher habe sie ja Stewardess werden wollen. „Da würden mich bestimmt alle fragen, wo ich wieder gewesen bin. Eine Pflegerin fragt man das nicht. Dabei ist es doch kaum anders, ob ich einen Getränkewagen durchs Flugzeug oder Herrn Kemmerer durch das Seniorenheim schiebe.“
Eigentlich könnte man die Besucher morgens auch genauso nett wecken: „Guten Morgen! Es ist 6.30 Uhr. Die Außentemperatur liegt bei molligen zwölf Grad. Wenn Sie aus Ihrem Fenster sehen, erblicken Sie den Kirchturm von Pfeidelsheim. Bitte bleiben Sie noch in Ihren Betten, bis die endgültige Pflegeposition erreicht ist. Gleich servieren wir Ihnen unser Frühstück: Haferschleim mit Apfelmus.“ Und schon sei der Start in einen neuen Tag gelungen.
Sybille Bullatschek kommt nicht so weit rum, immerhin hat sie die Wohnbereiche aber Nord- und Südkorega genannt. Zusammen mit ihrem Chef philosophiert sie über den Titel der neuen Heimzeitung, die „Spätlese“ oder „Demenz Health“ heißen könnte. Und sie fragt sich, ob sich Frau Spielmann mit einem Energy-Drink für die Rollator-Rallye zum Essen dopen lässt.
Hilfe, der „Pflege-Tüv“ kommt!
Außerdem plant sie wieder einen Tag der Begegnung. Das muss sie allein machen, da ihre alleinerziehende Kollegin bei allen Aktionen außer der Reihe wegen der vielen Nebenjobs immer entschuldigt sei: „Ich dachte mir, dass die Leute beim Tag der Begegnung etwas mitbringen, was unsere Senioren schon lange nicht mehr gesehen haben: Geld zum Beispiel…“
Groß wird die Aufregung, als sich der „Pflege-TÜV“ ankündigt. „Da kriegt die Frau Spielmann bestimmt keine Plakette mehr. Die hört doch so schlecht“, schwäbelt Pflegerin Sybille. Ihr Chef fürchtet eher, dass für den Treppenlift demnächst eine Helmpflicht gilt, nachdem ihn der letzte Zivi etwas auffrisiert hat.
Viele Themen erkannten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Pflege wieder. „Meinem Freund erzähle ich auch manchmal Geschichten, was wir alles erleben. Da könnte man Bücher mit füllen“, verrät Martina Waldmann aus dem Haus St. Josef.
Und Kabarettistin Ramona Schukraft hofft, dass das Berufsbild bei aller Komik in ihrem Programm positiv `rüberkommt: „Denn es verdient eine viel größere Lobby. Gern würde ich das auch mal unserem Gesundheitsminister stecken.“ Dazu hat sie vermutlich an diesem Donnerstag Gelegenheit: Dann ist sie um 23.45 Uhr gemeinsam mit Daniel Bahr zu Gast bei Markus Lanz im ZDF.