In den Leitlinien und Zielen für das Leben und Arbeiten in unseren Einrichtungen haben wir uns unter anderem darauf verpflichtet –Unsere Einrichtungen sollen Lebens- und Lernorte des Glaubens sein.- Darum erinnern wir immer wieder an Vorbilder unseres Ordens. Ganz praktisch passiert das nicht nur durch das Erinnern an diese Menschen, wir setzen auch kleine äußerliche Zeichen: Wir hissen unsere gelb-weiße Fahne und an einigen Tagen schlägt sich das auch auf unseren Speiseplänen nieder. Am Placida-Viel-Tag reichen wir unseren Bewohnern einen besonderen Leckerbissen zum Kaffeetrinken.
Placida Viel SMMP (1815–1877) war als Nachfolgerin der hl. Maria Magdalena Postel die zweite Generaloberin der „Pauvres Filles de la Miséricorde“ (heute Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel). Sie gründete etwa hundert Häuser und dehnte den Orden nach Deutschland aus, wo sich am 7. Oktober 1862 vier junge Lehrerinnen in Heiligenstadt im Eichsfeld, Thüringen, der Gemeinschaft anschlossen.
Als Viktoria Viel wird sie in Quettehou (Normandie/Frankreich) geboren. In der Großfamilie lernt sie früh, zuzupacken und für andere da zu sein. Mit 18 Jahren tritt sie in die noch junge Ordensgemeinschaft der „Armen Töchter der Barmherzigkeit“ ein und erhält den Ordensnamen Schwester Placida.
Von Natur aus schüchtern und zurückhaltend, stellt sie sich doch schon als junge Schwester verantwortungsvollen Aufgaben, als die Ordensgründerin, Maria Magdalena Postel, ihr die Ausbildung der jungen Schwestern und die Aufgabe der ersten Assistentin überträgt.
In dieser Zeit soll aus den Trümmern der ehemaligen Benediktinerabtei Saint-Sauveur-le-Vicomte das Mutterhaus der Gemeinschaft entstehen. Sr. Placida erhält den Auftrag, die nötigen Gelder für den Wiederaufbau der zerstörten Abteikirche zu sammeln. Auf beschwerlichen Bettelreisen kommt sie dabei bis nach Paris, Deutschland und Österreich. Die Gewissheit „Gott ist da, das genügt“ stärkt sie in den Stunden einsamen Unterwegsseins.
Im Bewusstsein der Sendung wächst sie über sich selbst hinaus und wird für den Aufbau der Kirche und der Gemeinschaft selbst zu einem lebendigen und tragenden Baustein.
Nach dem Tod Maria Magdalenas wird Schwester Placida 31-jährig zu ihrer Nachfolgerin im Amt der Generaloberin gewählt. Getreu dem Erbe der Gründerin leitet sie schlicht und selbstlos, aber auch entschieden und verantwortungsvoll die aufblühende Gemeinschaft, im festen Vertrauen darauf, dass „Gott sorgt“.
Als vier deutsche Lehrerinnen im Eichsfeld für sich und ihre Arbeit den Anschluss an eine religiöse Gemeinschaft suchen und Kontakt mit den Schwestern in Saint-Sauveur-le-Vicomte erhalten, erkennt Placida Viel darin einen Fingerzeig Gottes. So gründet sie 1862 die erste deutsche Niederlassung in Heiligenstadt/Eichsfeld.
Ungeachtet der politischen Spannungen zwischen Deutschland und Frankreich bleibt die Generaloberin ihren deutschen Schwestern in mütterlicher Sorge zugetan und wirkt mit ihrer vorurteilsfreien Güte dem Hass entgegen, der die beiden Völker trennt. „Liebe macht erfinderisch, weil sie den Anderen mit den Augen Gottes sehen lehrt.“
Geliebt und verehrt als Mutter der Armen und Kranken, stirbt Placida Viel 1877 im Alter von 62 Jahren in St-Sauveur-le-Vicomte. 1951 wurde sie von Pius XII. seliggesprochen. Ihr Gedenktag ist der 4. März.
Ihr Leben ermutigt, nicht bei der eigenen Schwachheit stehen zu bleiben. Mit Paulus konnte sie sagen: „Ich habe gelernt, mich in jeder Lage zurecht zu finden. Alles vermag ich in dem, der mich stark macht.“ Phil 4,11b.13