Auf der anderen Seite der Brücke
Der Tod ist nichts,
ich bin nur in das Zimmer nebenan gegangen.
Ich bin ich, ihr seid ihr.
Das, was ich für euch war, bin ich immer noch.
Gebt mir den Namen, den ihr mir immer gegeben habt.
Sprecht mit mir, wie ihr es immer getan habt.
Gebraucht nicht eine andere Redeweise,
seid nicht feierlich oder traurig,
lacht weiterhin über das,
worüber wir gemeinsam gelacht haben.
Betet, lacht, denkt an mich, betet für mich,
damit mein Name ausgesprochen wird,
so wie es immer war,
ohne irgendeine besondere Betonung,
ohne die Spur eines Schattens:
Das Leben bedeutet das, was es immer war.
Der Faden ist nicht durchschnitten.
Warum soll ich nicht mehr in euren Gedanken sein,
nur weil ich nicht mehr in eurem Blickfeld bin?
Ich bin nicht weit weg,
nur auf der anderen Seite der Brücke.
Herr, gib‘ ihnen die ewige Ruhe,
und das ewige Licht leuchte ihnen.
Lass Sie ruhen in Frieden.
Amen.
Liebe Angehörige, liebe Anwesende,
es ist eine gute Tradition, einmal im Jahr den Bewohnerinnen und Bewohnern zu gedenken, die im letzten Jahr verstorben sind. Wir tun das ganz bewusst jetzt – in der Osterzeit, um unserem gemeinsamen Glauben und unserer gemeinsamen Hoffnung auf die Auferstehung besonderen Ausdruck zu verleihen.
Als Motto haben wir das Sinnbild der Brücke gewählt, die uns aus diesem in ein neues Leben führt. So hat es uns Jesus Christus vorgemacht. Wir haben gerade die Fastenzeit, die Karwoche durchlebt. Diese Karwoche steht uns allen am Ende unseres Lebens bevor. Ohne sie geht es nicht. Sie ist der Zugang zur Brücke. Durch seine Auferstehung hat uns Jesus gezeigt und versprochen, wie es weitergeht, anders und in einem neuen Leben.
Als Abglanz des ewigen Lebens bleibt uns auf Erden die Erinnerung, die ganz persönliche Erinnerung an die Menschen, die verstorben sind. Jeder hat sicherlich ein ganz eigenes Bild der Erinnerung, kann damit eine Seite im Buch des Verstorbenen füllen. Aber nicht nur wir haben eine Erinnerung an die lieben Verstorbenen, diese haben auch einen Teil der Erinnerung mitgenommen – über die Brücke in das neue Leben.
Stellen wir unser heutiges Andenken ganz in das Zeichen der Auferstehung:
Auferstehung aus der Trauer zur Freude
aus der Verzweiflung zur Hoffnung
aus dem Tod zum Leben
langsam aber stetig bricht das Leben durch
besiegt das Licht die Dunkelheit
das Dunkel der Nacht
die Finsternis der Seele
zerreißt den Schleier des Zweifels
wird immer mehr zur Freude
bis Hoffnung und Gewissheit siegen
die Schatten des Todes sich lösen
und der Jubel
den Morgen bestimmt (Ingrid Penner)
Fürbitten:
Durch das Leiden Christi hast Du uns Menschen gezeigt, dass der Tod nur die Brücke hin zu einem neuen Leben ist. Lass uns mit Zuversicht Dein Wort glauben, oh Herr.
Für alle Angehörigen: Möge sich ihre Trauer über den Verlust der Menschen auf dieser Seite der Brücke in die Gewissheit wandeln zu wissen, dass sie bereits auf der anderen Seite angekommen sind.
Für alle Pflegenden zu Hause und in dieser Einrichtung: Gib ihnen die Kraft ihre Arbeit und Unterstützung so zu tun, dass die Betroffenen sich wohl und geborgen fühlen können, und dass sie die Kraft bei dieser Unterstützung nicht verlässt.
Für alle Verantwortlichen in unserer Gesellschaft: Mögen sie die Aufgaben in der Pflege erkennen und die richtigen Entscheidungen treffen, so dass alle Menschen an ihrem Lebensende eine genau so gute Betreuung und Begleitung erhalten, wie zu ihrem Lebensbeginn.
Für uns selber: Lass uns noch auf dieser Seiter der Brücke die Gewissheit spüren, dass du allen Menschen die Auferstehung verheißt.
Für unsere Verstorbenen: Herr gib ihnen die ewige Ruhe
und das ewige Licht leuchte ihnen.
Lass sie ruhen in Frieden.
Amen.
Vor dem Schlusssegen: (A. Wedeking)
Alles was zerfällt, gehört der Erde.
Doch alles was uns lieb ist dem Himmel.
Darauf vertrauen wir, du lebendiger Gott.
Dass unser Leben aufgehoben ist bei dir.
Dass du das neue Leben in jedem Tod bist.
Dass du immer wieder einen neuen Anfang setzen kannst.
Dass wir frei werden für das Leben und die Auferstehung.
Dass wir trauern müssen, um wieder zu leben.
Mit Jesus Christus wollen wir auferstehen
Gegen alles was das Leben hindert.
Mit Jesus Christus wollen wir einstehen
Für alles was das Leben fördert,
für alles, was auf Auferstehung wartet.
Sei du mit uns, damit wir aufstehen, auferstehen. Amen.
(Christoph Recker)